Condors Leben

Ich weiß gar nicht recht, wo ich anfangen soll zu erzählen... es sind so viele Erinnerungen die ich von Condor habe... so viele Dinge die er leidenschaftlich liebte.

Am meisten liebte er wohl das Wasser, im Sommer waren wir bei schönem Wetter fast täglich an der Ruhr zum schwimmen. Unmöglich mit Condor zivilisiert am Wasser anzukommen - sowie er merkte, das es in die rechte Richtung ging schrie und bellte er schon wie verrückt, kaum möglich diesen Hund bei Fuß zu halten. Unzählige Bälle hat er uns "gerettet", wenn die anderen Hunde den Ball nicht gefunden hatten, ließ er sich mit Worten und Handzeichen leiten bis er den Ball gefunden hatte.

 

Wenn ich ihm nichts geworfen habe, dann stand er immer bis zur Brust im Wasser und kläffte mich an, oder er tastete mit den Vorderpfoten nach Steinen und schob sie im Wasser mit viel Gekläff hin und her oder er rupfte Gras aus der Uferböschung heraus - was hatte dieser Hund immer Freude im Wasser... An anderen Tagen, wenn wir an der Ruhr entlanggingen, schwamm er die ganze Zeit neben uns her - freiwillig wollte er das Wasser nie verlassen... Ich bin froh, daß ich ihm in insgesamt 6 Mal wunderschöne Urlaubswochen am Wasser bieten konnte, wovon wir 3 Mal an der Nordsee waren. Er liebte die See so sehr, war so glücklich durch das Wasser waten zu können.

Eine seiner Eigenheiten war es mißmutig vor seiner Futterschüssel zu liegen. Irgendwann, wenn der Hunger zu groß wurde bellte er immer seinen Frust heraus und fing an Stücke von seinem Futter aus der Schale zu nehmen und daneben zuspucken. Keine Ahnung ob er die "schlechten" Stücke aussortierte oder sich nur die besten für den Schluß aufsparte - gegessen hat er sie jedenfalls zum Schluß fast immer.

Weil Hundefutter ja nicht so toll schmeckt fing er immer im Laufe des Abends an zu "meckern". Er setzte sich vor meine Mutter und bellte sie an - falls keine Reaktion kam, legte er immer die Pfote auf ihr Bein und "erzählte Geschichten", solange bis er gekrabbelt wurde - oder noch besser: bis der Kühlschrank oder die Leckerlidose geplündert wurde.

Außerdem hatte Condor immer ein Gespür dafür, wo man sich gerade niederlassen wollte:

 

 

er konnte noch so friedlich irgendwo liegen - steuerte jemand Richtung Sofa, wurde derjenige meist von Condor überholt und fand einen besetzten Platz vor.

Meine Mutter tauschte dann zu seiner Freude oft den begehrten Platz gegen ein Stück Fleischwurst ein.

Condor liebte es auch "arbeiten" zu dürfen - so holte er früher immer gern die Post vom Briefschlitz an der Haustür nach oben, natürlich bekam er dann auch immer einen Lohn für diese tolle Arbeit. Und wenn das Telefon klingelte und alle im Garten oder im Keller waren fing er immer an zu heulen - aber wirklich nur, wenn niemand das klingeln hörte. Das Telefon hat er bis zum Schluß zuverlässig gemeldet. Und gerne brachte er einem Sachen, wenn man nach Hause kam, so zum Beispiel einen Schuh - wenn man ihm dann sagte "geh, bring das andere" dann holte er auch noch den zweiten Schuh. Auf dem Hundeplatz ließ ich ihn immer gerne zum Ende die Bringhölzer holen und nach dem Schutzdienst brachte er den Ärmel immer in den Schuppen zurück - das gehörte für ihn einfach dazu, er liebte es Sachen zu bringen...

Morgens, wenn mein Wecker schon einige Zeit dudelte, aber ich nicht aufstehen wollte kam Condor zum wecken - mit der eiskalten Nase unter die Bettdecke an den Bauch - da kam man schnell aus den Federn raus.

Im Sommer wenn es ihm zu warm war schlief er gern in der kühlen Badewanne,

 

allerdings ging er auch dort hinein wenn es ihm nicht gut ging oder er sich ungerecht behandelt fühlte.

Condor war immer ein gutmütiger Hund - niemals böse gegen Menschen - allerdings mit einer Ausnahme: nach Troys Tod hatte er es sich zur Aufgabe gemacht im Auto aufzupassen - und da hat er es auch immer ernst mit gemeint. Ich erinnere mich noch gut, wie ich eines Abends (es war natürlich stockduster) vom Hundeplatz nach Hause fahren wollte. Die Hunde saßen schon im Auto und ich merkte, daß ich meinen Gurt eingeklemmt hatte. Also Tür wieder auf und Gurt hereinziehen als Conny wie eine Furie Zähnefletschend nach vorne schoss, da er meinte "Tür auf = Fremder vor dem Auto". Es war natürlich niemand da - aber der Schreck war wirklich nicht von schlechten Eltern...

Eindrucksvoll war immer wenn er fremde Hunde verscheuchte. Selten prügelte er sich seitdem Troy nicht mehr lebte. Er stellte sich meist quer vor den fremden Hund, Kopf und Rute hoch und sein Blick sagte nur "wär besser wenn du hier verschwindest..." die meisten Hunde waren dann auch beeindruckt und trollten sich. Wenn es sich dann doch mal einer noch überlegte und zurückkam blieb Conny nur stehen und schaute über die Schulter mit dem "was hab ich gerade gesagt Blick" - woraufhin der andere Hund sich dann doch wieder umorientierte.

 

Mehr als einmal hat er allerdings eingegriffen, wenn sein Bär in Bedrängnis war: genau kann ich mich erinnern, wie der junge Berry von einem Belgier zähnefletschend gejagt wurde. Berry lief in seiner Panik im riesigen Radius um uns herum, wie er wieder auf einer Höhe mit uns war ließ ich Condor von der Leine los. Er brauchte fast eine ganze Runde um den Vorsprung aufzuholen - aber dann rollte er das Feld von hinten auf ohne allerdings seine Zähne einzusetzten. Er lief den Belgier einfach von hinten über den Haufen, der wußte gar nicht wie ihm geschah, klemmte die Rute ein und wollte nur noch weg, doch Condor überrannte ihn noch einige Male bis er der Meinung war es langt und der Belgier eilig zu seinen Leuten zurücklief - verfolgt von Baby-Berry der die Gunst der Stunde nutzte und noch einige Male in seinen Hintern kniff.

1993

Ausgesucht habe ich den kleinen Condor schon mit 4 1/2 Wochen (rechts auf den Fotos mit seinem Bruder Zenker-Baron II).

Eigentlich wäre Zar-Ivan gar nicht mein Hund geworden, wenn nicht die Hündin Alma-Freya ihre 3 Welpen tot gebissen hätte. Aus diesem Wurf sollte nämlich Astor-Condor zu uns kommen. So entschied ich mich für einen Welpen aus einem anderen Wurf des Züchters, da wir uns aber schon auf einen "Condor" eingestellt hatten, kam der kleine Zar so zu seinem Rufnamen.

 

Von Anfang an ein sehr Foto-freundlicher Hund...

Unbeschwerte Spiele mit dem großen Bruder Troy - die zwei haben wunderbar gespielt und Troy war dem kleinen Conny immer ein guter Bruder!

 

Den Hundeplatz haben wir auch von Anfang an besucht - und sind von den allermeisten dort mit Nicht-Achtung gestraft worden - aufgrund der Frechheit mit einen Weissen Schäferhund aufzukreuzen. An die ersten Worte zu meinem Conny im SV kann ich mich noch sehr gut erinnern "...musste es denn unbedingt ein Weisser sein...?". Heute frag ich mich natürlich, warum ich da noch hingegangen bin - damals dachte ich allerdings, wenn mich die Leute aus meinem eigenen Verein schon so begrüßen, was sollen da erst Fremde zu uns sagen...? 

Auch hier wieder... Wasser hatte von Anfang an eine unheimliche Anziehungskraft auf Conny!

Auch eine Conny-Eigenheit: wollte man an ihm vorbeigehen, klappte er sich meistens auf, damit man ihm erstmal schön den Bauch krabbeln konnte.

In diesem Jahr besuchte Condor seine erste Ausstellung und sah dort auch zum letzten Mal seinen Züchter Martin Faustmann mit seiner Frau wieder. Für ihn natürlich vielmehr von Interesse, daß er dort viele Hunde traf: in seinem Alter Wayn Condor II von Ronanke genannt Lux und Aron Big Teddybear genannt Johnny außerdem die erwachsenen Ronanke Hündinnen Ilsa-Conny und Nancy Cora gennant Jerry-Lee.

 

 

Durch die Gesellschaft von Troy hat er beim alleinbleiben auch "kaum" Schaden angerichtet. Zwei kleine Ausnahmen gab es: die 1. war die Beschaffung eines Stöckchens zum herumkauen - leider aus der Holzverkleidung des Wohnzimmerheizkörpers... die 2. Ausnahme war eine Palme, die schon etliche Jahre im Schalfzimmer meiner Eltern stand... bis Klein-Condor sie wohl beim spielen mit Troy umgeworfen hat - und wie sie schon mal unten war, meinte Conny wohl, daß die Palme da auch gleich "mitspielen" könne - genauso sah sie anschließend jedenfalls auch aus!

1994

Nachdem Condor uns und seinem Troy ein turbulentes erstes Jahr bescherte, hatte er sich zu einem ausgesprochen selbstbewußten Hund entwickelt, der vor nichts und niemand Angst hatte. Auf Spaziergängen war er mehr weg als da - sobald er etwas gesehen hatte war er nicht mehr zu bremsen - wobei er immer freundlich zu fremden Hunden war.

 

Ein absolutes Highlight für Condor: die ÜBERSCHWEMMUNG der Ruhrwiesen! Troy blieb immer mal lieber am Rand, aber Condor... immer mitten hinein ins Vergnügen!

Troy gab sich alle Mühe seinem kleinen Bruder beizubringen, wie man richtig fies zu anderen ist. Von der Geschichte mit den Huskies erzählt mein Vater heute noch: auf einem Spaziergang mit meinen Eltern kam ihnen jemand mit zwei Huskies entgegen - Conny natürlich sofort durchgestartet und zu einem hingerannt und freundlich begrüßt. Troy rannte zu dem anderen und brach erstmal einen kleinen Streit vom Zaun, der damit endetet, daß Troy auf dem am Boden liegenden Hund saß. Conny hat schaute sich um, was sein Bruder da so trieb und hat es laut meinem Vater genauso gemacht, so daß am Ende zwei Schäferhunde auf zwei verdutzten Huskies saßen.

 

Erster Schnee für Condor

Fies sein üben mit Troy als Sparringspartner:

In diesem Jahr legten Condor und ich unsere erste Prüfung im SV ab, außerdem besuchten wir zwei weitere Ausstellungen, wovon die eine die erste M.Faustmann Gedächtnis Schau - zu Ehren Condors verstorbenen Züchters - war. Auf dieser riet mir der Richter meinen Hund bei der nächsten Schau die Haare zu trimmen - da Conny kein glattes Haar, sondern eher das eines Rauhaardackels hatte. Auf der anderen Schau waren wir an einen absoluten "Experten" von Richter geraten, der Condor sofort schwerste HD diagnostizierte - dem widersprach dann allerdings das Röntgenbild, was ich 2 Monate später anfertigen ließ! Mein Tierarzt meinte es wäre nicht schlechter als "fast normal" - ausgewertet wurde er allerdings im GV WACSR mit HD-frei.

Nett sein üben ;-), DAS ging auch! 1994 lernten die beiden zwei neue Freunde kennen: die Colliebrüder Franko und Timmy.

 

Condor war ja von Anfang an ausgesprochen Wasserbegeistert, aber obwohl er schon mit wenigen Monaten in seinem ersten Jahr geschwommen war, konnte er sich wohl nach dem Winter nicht daran erinnern, wie es ist den Boden unter den Füssen zu verlieren. Er stand gerne bis zum Bauch im Wasser aber ins Tiefe traute er sich nicht rein. Stattdessen sprang er schreiend im flachen Wasser umher, wenn er zuschauen mußte, wie ein anderer seinen Ball aus dem Wasser holte... also bin ich mit ihm rein und habe ihn sozusagen zu seinem Glück gezwungen. Von dem Tag an war dann auch kein tiefes Gewässer mehr vor Condor sicher.

 

Zum Ende des Jahres kam dann noch eine neue Freundin hinzu: die Langstockhaarschäferhündin Canta von der Urbecke. Auf dem anderen Bild ist Condi mit seinem Pokal und seiner Plakette für die bestandene Begleithundprüfung zu sehen.

1995

In diesem Jahr sind wir mit einer Freundin und ihren Hunden mal nach Winterberg in den Schnee gefahren. Außerdem hatte ich dran gedacht meinen Schlitten mitzunehmen und mich von den beiden gemütlich ziehen zu lassen - aber nichts! Obwohl an der Leine immer eine nette Zieherei war, haben beide nicht eingesehen mich auf dem Schlitten zu ziehen!

 

Eintracht im Schnee: Condor mit Troy und seinen Freunden dem Collie Timmy und der Schäferhündin Canta.

 

Gemeinschaftliches Löcher-ausheben... Allerdings waren alle 4 Hunde ansonsten lieber auf den festgetretenen Trampelpfaden unterwegs. Im tiefen Schnee stecken zubleiben fanden sie wohl auf Dauer zu anstrengend.

Auch auf dem Hundeplatz waren wir nach bestandener Begleithundeprüfung weiter aktiv, und zusätzlich noch jeden 2. Tag in der Fährte. Aber die Arbeit hatte sich gelohnt: kurz nach Connys 2.Geburtstag konnten wir die SchH1-Prüfung ablegen - was war ich auf meinen Condor stolz!  Mein erster Hund mit dem ich das geschafft hatte... leider lief durch meine Unerfahrenheit danach einiges im Schutzdienst schief. Da ich es nicht rechtzeitig erkannte, war Conny der Leid tragende. Wir wechselten kurz darauf dann auch den Verein - und oh Wunder - so sahen wir auch, daß nicht alle dem Weissen gegenüber so negativ eingestellt sind.

 

Für diese SV-Ortsgruppe starteten wir später auch noch oft auf Pokalkämpfen und ich hatte nie das Gefühl, daß für diese Leute Conny nicht soviel Wert wäre, nur weil wir das Problem im Schutzdienst nicht mehr hinbekamen. Er mochte dort (fast) alle leiden - und ich denke das beruhte auch auf Gegenseitigkeit.